Impressionen zur Online-Jahrestagung der DGsP am 3. Oktober 2021
von Annerose Neeb-Fleckner
Die erste online-Jahrestagung der DGsP fand am 23. Mai 2020 statt. Die Corona-Situation zerstört die Hoffnung auf eine Jahrestagung in Erfurt nach den Sommerferien 2021. So kommt es, dass der DGsP-Vorstand auch im Jahr 2021 für den 3. Oktober 2021, dem Tag der Deutschen Einheit, zu einer online-Jahrestagung einlädt.
Silke Palmowski, Mitglied im DGsP-Vorstand, begrüßt die Teilnehmenden. Sie weist auf das Motto der online-Jahrestagung hin: „Wie alles sich zum Ganzen webt …“ (Goethe). Ein Motto, das zur DGsP und zum Tag der Deutschen Einheit passt.
- Die DGsP als ein Beispiel für das Gelingen und Leben der Einheit.
- Die DGsP als bunter Teppich von Personen und Tätigkeiten, verteilt über die ganze Bundesrepublik.
(Zur Erinnerung: Auf den Flyern für die Jahrestagungen in Erfurt stand bis zum Jahr 2020 das Motto „Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit“.)
Einstiegsritual
Eine wunderbare Tradition rahmt die online-Jahrestagung: Silke Palmowski liest zur Einstimmung die Geschichte „Ein Bild vom Frieden“ vor.
http://www.engelbrecht-media.de/s_ein_bild_vom_frieden.html
„Die Moral von der Geschichte“ berührt: „Lasst Euch nicht von schönen Bildern in die Irre führen: Frieden braucht es nicht dort, wo es keine Probleme und keine Kämpfe gibt. Wirklicher Frieden bringt Hoffnung, und heißt vor allem, auch unter schwierigsten Umständen und größten Herausforderungen, ruhig und friedlich im eigenen Herzen zu bleiben.“
Impuls und Austausch 10:40 – 11:30
Laura Delitala
Ceci n’est pas une pipe – Was sagt uns die Kunst?
Was sagt uns die Kunst? Jeder Teilnehmer / jede Teilnehmerin wird im Vortrag ganz individuelle Antworten auf diese Frage gefunden haben.
Laura Delitala stellt ihre Überlegungen an folgenden Kunstwerken vor:
- René Magritte: La trahison des images; Les deux Mystères.
- Leonardo da Vinci: Heilige Anna Selbdritt.
Für mich waren folgende Aussagen des Vortrags wesentlich:
- Gültigkeit und Gleichzeitigkeit mehrerer Wahrheiten beim Umgang mit Kunst.
- Unterscheidung von Wahr- und Bedeutungsgebung bei Künstler und Beobachter.
- Beobachtungen zweiter Ordnung bei der Auseinandersetzung mit Kunst.
Laura Delitala schildert die Bildende Kunst bzw. die Malerei als einen Weg, uns und unsere Mitwelten zu erkennen. Durch Kunstwerke erkennen wir vielschichtige Eigenschaften der
Wirklichkeit. Malerei ist Denken und ist Philosophie. Kunstwerke sagen uns sehr viel mehr, als das, was wir sehen. Bildende Kunst denkt und spricht in einer Art und Weise, die Systemikerinnen und Systemikern vertraut ist.
Alle Teilnehmenden sammeln praktische Erfahrungen, als sie selbst zeichnerisch aktiv werden. Sie bilden Zweierteams. Der Arbeitsauftrag lautet: „Zeichne wie im Alter von 5 oder 6 Jahren“. Einer zeichnet und zeigt die Zeichnung dann kommentarlos seinem Partner. Der Partner gibt der Zeichnung die Bedeutung. Dann wechseln die Rollen.
Laura Delitala stellt die Frage, wie wir das ästhetische Wissen, das die Kunst in unserer Kulturgeschichte gesammelt hat, mit den Prinzipien der systemischen Pädagogik verbinden können. Ihr Ansatz ist eine Performative Pädagogik, etwas, das macht, was es ist. Die Lehramtsstudierenden aus ihren Lehrveranstaltungen gehen beispielsweise mit einer mit ihren ästhetischen Fähigkeiten „gefüllten Schatzkiste“ in Grundschulklassen und bieten sie den Kindern an. Diese Fähigkeiten sind Anknüpfungspunkte für die Schülerinnen und Schüler und Ausgangspunkt für – je nach „Besetzung“ – immer verschiedene, unvorhersehbare, autopoietische, gemeinsame Kunstprojekte. Lehrende und Lernende machen das, was sie gut können. Alle lernen und alle lehren zugleich.
Literatur
Präsentation zum Impulsvortrag: https://www.hbksaar.de/files/hbksaar/Studium/Kunsterziehung/QLB/Pr%C3%A4sentationJahrestagungDGsP2021.pdf
Forschungsprojektseite: www.hbksaar.de/qlb
„Schatzkiste“: www.lauradelitala.eu
13:20
Benjamin Lambeck: Webigizer
Benjamin Lambeck stellt vier digitale Aktivierungsübungen vor, die den online-Unterricht abwechslungsreicher machen und Verbundenheit unter den Teilnehmenden im Digitalen herstellen.
Übung 1: Im Raum Gegenstände mit T suchen.
Wer kann die meisten Gegenstände präsentieren?
Übung 2: Stiller Dirigent / stille Dirigentin.
Alle Gesten, die der Dirigent / die Dirigentin macht, machen die TeilnehmerInnen nach. Sprechen ist nicht erlaubt. Ein Teilnehmender, der nicht weiß, wer dirigiert, rät, wer dirigiert.
Übung 3: Führen und Folgen
Für diese Partnerübung wird bei Zoom die Option „Pinnen“ aktiviert. Im fließenden Wechsel führt der erste Partner Bewegungen aus, die der zweite Partner nachmacht bzw. folgt der erste Partner dem zweiten Partner bei dessen Bewegungen.
13.55 – 15.25 Uhr – Es werden drei Workshops parallel angeboten.
Andrea Nägel: Selbstwirksamkeits-Quickie mit PEP
Andrea Nägel stellt PEP vor. PEP steht für Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie, ein Ansatz, den Dr. Michael Bohne entwickelt hat. Man ruft sich unangenehme Emotionen ins Gedächtnis und klopft dann auf bestimmte Körperpunkte. Beim Klopfen spricht man laut Sätze, die Selbstakzeptanz und/oder Selbstbestätigung verbessern. Dadurch kommt das Gehirn in einen Zustand größerer Lösungskompetenz. Ziel der Methode ist es, die Intensität der unangenehmen Emotionen zu reduzieren.
Das vorgestellte Konzept wird in Dreiergruppen erprobt. Jede Teilnehmerin hat die Möglichkeit, in ihrer Dreiergruppe mit den beiden anderen Partnerinnen zusammen einen stärkenden Satz zu entwickeln, mit dem sie in den nächsten Wochen mit der Neurotechnik Klopfen die belastende(n) Emotion(en) reduziert.
Andrea Nägel ist Systemische Coach (DGSF). Sie arbeitet in Köln und online mit sensiblen Macher*innen, die im Kopf und Beruf feststecken und berufliche Klarheit wollen. Zu ihren Themen gehören auch das Lösen innerer Blockaden und die Verbesserung der Selbstakzeptanz. Sie nutzt dabei ihre Kompetenzen aus den Weiterbildungen in hypnosystemischen Konzepten, PEP®, ZRM®, Strukturaufstellungen und der Arbeit mit inneren Anteilen.
http://gerneklarheit.de/ueber-mich/
Marcus Rosik: „Ab in die Sicherheit mit der Polyvagal-Theorie — Im Dienste des Überlebens“
…war der Titel des Workshops, den Marcus Rosik angeboten hat. Der Workshop ist Teil einer ganztägigen Veranstaltung zum Thema Lehrergesundheit (https://marcusrosik.de/lehrergesundheit/), die er an Schulen durchführt.
Marcus Rosik berichtet: „Mit fünf Teilnehmenden haben wir die Polyvagal-Theorie kennengelernt bzw. sind tiefer in die Inhalte eingestiegen. Beispielsweise haben wir erfahren, was in unserem Körper passiert, wenn unser Autonomes Nervensystem „Gefahr“ wahrnimmt und dass wir da kognitiv zunächst nicht mitreden können. Dabei war sehr interessant, welche unterschiedliche Situationen oder „Trigger“ für den Zustand der Gefahr stehen, wie die Grafik zeigt.
Wir hatten einen regen und lebhaften verbalen Austausch. Auch den Chat konnten wir gut zum Arbeiten nutzen. Schließlich haben wir uns ausgiebig damit beschäftigt, wie wir unseren Körper unterstützen können, wieder in den Zustand der Sicherheit zu gelangen, in Selbst- und in Co-Regulation. Dadurch haben wir mehr über die Wirkung von Eis und Tieren erfahren.“
Marcus Rosik ist Coach in Bremen und online, ausgebildet in „kompetenzaktivierenden (hypnosystemischen) Konzepten“ am Milton-Erickson-Institut, Heidelberg, und in der Weiterbildung „Systemisch-lösungsfokussierte Kurzzeittherapie, Familientherapie und Beratung“ am NIK Norddeutschen Institut für Kurzzeittherapie. Er begleitet Menschen in beruflichen Umbrüchen.
Benjamin Lambeck: Systemisch digital: Onlineberatung mit Eltern und Schülern
Workshop-Ankündigung von Benjamin Lambeck: „Wie gelingt gute Online-Beratung und welches digitale Setup ist dafür notwendig? Welche Tools gibt es und wie können sie gewinnbringend in den Beratungsprozess eingebaut werden? Diese Fragen möchte ich gerne im Rahmen des Workshops klären.“
Benjamin Lambeck: Erlebnispädagoge, Trainer, systemischer Berater DGSF und Gründer des Institutes für Schulentwicklung und Hochschuldidaktik https://ish-bochum.de/ hat zu Beginn der Pandemie die Onlineplattform https://coachingspace.net/ ins Leben gerufen. Die Plattform bietet (systemische) Methoden, die liebevoll und möglichst detailgetreu ins Digitale übersetzt sind.
Abschluss
Am Ende der Veranstaltung blicken die Teilnehmenden auf einen anregenden, lebendigen und intensiven Gedankenaustausch zurück.
Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden und an alle, die bei Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung mitgearbeitet haben.
Die Mitglieder des Vorstands der DGsP und alle TeilnehmerInnen hoffen / freuen sich auf eine Präsenz-Jahrestagung 2022 in Erfurt vom 27. Mai 2022 bis 29. Mai 2022.