Bericht zur Jahrestagung 2013
Bericht von der Jahrestagung DGsP e. V.
Samstag, den 18. bis Sonntag, den 19. Mai 2013
in der Tagungstenne Hochstedt, Erfurt-Hochstedt
Erkundungen zur (Selbst-) Reflexivität in der systemischen Pädagogik.
Wie in jedem der letzten Jahre fand auch in diesem Jahr das alljährliche Jahrestreffen am 3. Maiwochenende statt, auch wenn es in dieses Jahr auf das Pfingstwochenende fiel.
Gekommen waren einige, viele waren auch geblieben, da an den Tagen vorher Vorstandsitzung, Tagung der beruflichen Mitglieder und Mitgliederversammlung auf dem Programm standen. Silke Palmowski, die gemeinsam mit ihrem Mann Winfried Palmowski, die Tagung vorbereitet hatte, eröffnete die Tagung mit kleinen Geschichten von Heinz Janisch und Wolf Erlbruch, Der König und das Meer.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und Kleingruppendialogen zu einigen Fragen, die dem Einstieg in das Tagungsthema dienten, eröffnete Joshua Handerer mit seinem spannenden Vortrag unter dem Thema „Der Therapeut als ‚Symptomträger‘. Beobachtungen dritter Ordnung.“ Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema der Tagung. Im Rahmen seiner Dissertation beschäftigt er sich mit der Frage, inwieweit die Psychologie den Säkularisierungsprozess der Religion, den er mit dem Beginn der Aufklärung verortet, ablöst. Gemeint ist, inwieweit die Psychologie seit Ende des 19. Jahrhunderts als ‚wissenschaftliche‘ Disziplin die Relgion ablöst. Während in den vergangenen Jahrhunderten das „Sollen“ im Vordergrund stand, dem sich vieles unterordnete, ist es jetzt das „Können“, was gefordert ist: die spannende Frage ist, ob nicht auch diese Entwicklung nicht zuletzt der neoliberalen Wirtschaftsideologie bei ihrer Instrumentalisierung des Menschen für eine globalisierte Ausbeutung dient, was Stichwörter wie Potentialentfaltung, Optimierung menschlicher Ressourcen u.ä. nahelegen könnten. Der Vortrag regte intensiv dazu an, sich mit grundlegenden Fragestellungen systemischer Pädagogik im Sinne der gewählten „Selbst-Reflexivität“ auseinanderzusetzen.
Es folgten Workshops von Matthias und Rita Freitag zum Thema „Kreativ und ressourcenorientiert systemisch arbeiten mit Kindern und Jugendlichen“, in denen verschiedene kreative Beratungszugänge für Kinder und Jugendliche vorgestellt und reflektiert wurden: Spiele, Arbeit mit Puppen, Malen, Bewegungsübungen und der Einsatz in Beratungskontexten.
Stefanie Winter und Elke Draws boten einen Workshop an zum Thema „Aus Stolpersteinen Schönes bauen – Einladung zum Blick durch die Clownbrille“ der einlud, die Sichtweise des Clowns auszuprobieren und gemeinsamauszuloten, was sich daraus für die beraterische Tätigkeit (oder andere alltägliche Kontexte) Fruchtbares ergeben könnte.
Gudrun Nehlsen leitete den Workshop „Nonverbale Kommunikation im argentinischen Tango“, in dem es darum ging, einfache Schritte und Bewegungen des argentinischen Tangos kennen zu lernen und die Möglichkeiten seiner nonverbalen Kommunikation zu erfahren. Hierbei standen die Wahrnehmung der eigenen Körperhaltung, der Dialog mit einem Partner/Partnerin, sowie die Bewegung im Gruppenprozess im Vordergrund. Mit einfachen Übungen zum Führen und Folgen konnten Erkenntnisse über Bewegungs- und Verhaltensmuster gewonnen werden.
Der erste Abend wurde abgeschlossen durch eine Vorstellung von Stefanie Winter und Elke Draws mit einem Clownsprogramm der Spitzenklasse.
Am nächsten Tag folgten weitere Workshops:
Zum einen bot der Bildhauer Gernot Ehrsam an: Holzbildhauen. Über die Auseinandersetzung mit dem Material Holz kreative Kräfte freisetzen, sich selbst und das eigene Tun reflektieren sowie das Wesen des Holzes erkunden. Holz, von ähnlicher ‚Qualität‘ wie das gewachsene menschliche Fleisch, lädt ein zu einem Erkundungsgang, sich selbst nachzuspüren. Und dieser Einladung sind viele begeistert gefolgt.
Gern gesehener Referent der Jahrestagung ist Wolfram Spiegel mit seinen vielfältigen Angeboten. In diesem Jahr bot er einen Workshop an, in dem er dazu einlud, sich mit den klanglichen Möglichkeiten der Alltagswelt auseinanderzusetzen. Ob Kleiderbügel, Tannenzapfen, Strandmuscheln, Steine, Hölzer verschiedenster Art und Beschaffenheit, Hufeisen und vielen weiteren ‚Klangkörpern‘ – alles wurde genutzt, um Klänge zu erzeugen. Neben dem Spielen eröffneten sich aber auch Möglichkeiten des Dialogs, des Trios, des Tetralogs, der Reflexion der eigenen Befindlichkeit und auch der des Nachspürens, des In–Resonanz–Gehens mit sich und anderen.
Gegen Mittag endete die Tagung mit Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen hatten, insbesondere den Gastgebern Silke und Winfried Palmowski für die hervorragende Organisation, die gute Verpflegung, aber auch die angenehme Atmospäre, zu der jeder seinen Beitrag leistete.
Text und Fotos – rh